Erik Hoffmann
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Zu den Bildern von Erik Hoffmann
"Kein einziger Zug in der Schilderung ... ist für sich allein genommen merkwürdig oder auffallend; eine gewollte Symbolik ist hier eher bewußt vermieden als auch nur angedeutet. Aber in der künstlerischen Verknüpfung ... entsteht dennoch in einer unheimlich suggestiven Weise eine symbolische Zone des Unbehausten und des Todes." Dieser interpretierende Text bezieht sich nicht auf das "Haus des Bahnwärters", ein Temperabild, das Erik Hoffmann 1980 gemalt hat, sondern stammt aus einem Essay des Literaturhistorikers Benno von Wiese über Gerhard Hauptmanns fast hundert Jahre vorher geschriebene Novelle "Bahnwärter Thiel".
Gleichwohl könnte Benno von Wieses Charakterisierung sich eben auch auf die Arbeit von Erik Hoffmann beziehen, zumal dieser, ein belesener Künstler, sich im Gespräch über die Faszination des Realisten Gerhart Hauptmann geäußert hat. Wir sehen das verschlossene Backsteinhäuschen, abweisend spiegelnd und leer die Fenster, ein schmales, durch Hoffmanns Blickwinkel hoch wirkendes Haus. Der Künstler läßt uns dieses Haus nämlich flach über die beiden vorbeiführenden Schienenstränge hinweg betrachten. Diese geschotterten, lebensgefährlichen Schienen müßte man überwinden, um zum Bahnwärterhaus zu kommen. Der großartige künstlerische Trick bei diesem Bild beginnt mit der Wahl des Formats: Ein extrem schmales Hochformat schneidet aus den Schienensträngen nur wenige Meter aus. Das "Vorbei-und-weg" der durchrasenden Züge wird so auf den einen Moment des Bahnwärterhäuschens konzentriert. Wir können die Schienen nicht auf absehbarer Länge verfolgen. Der begrenzende Aspekt der Schienen wird zum begrenzten, gefahrbietenden Lebensräumchen hinter den Fenstern des Bahnwärterhauses.
Kein Mensch. Niemand ist auf diesem oder auch fast allen anderen Bildern von Erik Hoffmann. Die magische Khle dieser Bilder macht die "symbolische Zone" aus, von der Benno von Wiese im Zusammenhang mit Hauptmanns Novelle spricht. Die Architekturen eines Bahnwärterhäuschens, eines Schiffsdecks, eines Basaltwerkes gewinnen ihr eigenes Leben. Architekturen sind Persönlichkeiten, sagt Hoffmann. Das Temperabild mit der Himmelsschneise über dem Tannenwaldweg und einem unauffälligen zweirädrigen Aufenthaltswagens am Wegesrand nennt Hoffmann bezeichnenderweise "Waldarbeiter", oblgeich weit und breit kein Mensch zu sehen ist.
Erik Hoffmann ist kein Fotorealist; seine Arbeiten sind die Folge akribischen Naturstudiums im Kleinen. Bei seinen Aquarellstudien fühlt man sich an Dürer erinnert. Die Bilder dann, deren so zufällig und so natürlich wirkende Ausschnitte der Wirklichkeit in Wahrheit eben "nur" ausgeklügelte Konstruktionen dieser Wirklichkeit sind, erscheinen sogar malerischer als die Bilder kanadischer Realisten wie Ken Danby oder Alex Colville, deren Arbeit sich Erik Hoffmann verpflichtet fühlt. Die eingefrorenen Momentaufnahmen jener Künstler beziehen ihre fast theatralische Rätselhaftigkeit stets aus der festgehaltenen Bewegung von Menschen oder Tieren in Stimmungslandschaften. Hoffmann hingegen zeigt die Anwesenheit der Menschen ... gerade durch ihre Abwesenheit... Nicht erst das in Klammern an den Bildrand gesetzte "(nach Thomas Bernhard)" hat uns die Zeichnung eines verlassenen Kalkwerks zur Szenerie von unergründlicher Wahrheit gemacht: "Statt Wahrheit ist im besten Fall Wahrscheinlichkeit, statt Erkenntnis 'Vermutungsspiel'" - so stellt sich uns das "Kalkwerk" im Zitiat des Literaturkritikers Herbert Gamper über den Bernhard'schen Text dar.
Gerade die Zeichnungen zeigen uns übrigens, wie Hoffmanns Kunst aus der Tradition und nicht aus der abgemalten Schnappschuß-Fotografie manch heutigen Hyperrealismus' ihre Wurzeln zieht.
Hoffmann schrieb über seine Bilder einmal, daß er in ihnen versuche, Örtlichkeiten zu schaffen, von denen alles abgefallen sei, was dem gewohnten Leben Halt und Fassung gäbe: "Sie sind Symbol für die vollendete Entheimatung des Menschen. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes unheimliche Orte."
Ludwig Zerull, Hannover
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Das Wichtigste bei Hoffmanns neuen Bildern und das Vielversprechendste scheint mir, daß er sich bei allem Eingehen aufs Detail um einen abstrakten Bildaufbau bemüht, der über das greifbar Dargestellte hinaus Sinn transportiert. Er gehört mit zu den realistischen Malern, die sich alles erfinden müssen, damit Bilder entstehen, die sich vom Alltag abheben und in der Erinnerung haften.Dr. Friedrich Rothe, Berlin
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